Archiv
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Du sollst den Namen Gottes nicht missbrauchen
Das Gebot, den Namen Gottes nicht zu missbrauchen, dürfte heutzutage das am wenigsten geachtete Gebot von allen sein. Bei den zehn Geboten denkt jeder zuerst an „Du sollst nicht töten“ und „Du sollst nicht ehebrechen“. Die ersten drei Gebote spielen im öffentlichen Diskurs, in dem die zehn Gebote als eine Art ethischer Grundkonsens herhalten müssen, ohnehin keine Rolle. Aber dass es darin irgendwie auch um Monotheismus und Bilderverbot geht, dürfte den meisten noch geläufig sein. Aber den Namen Gottes missbrauchen?
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Griechisches DejaVu
Die Zahl der frei verfügbaren Schriftarten für klassisches und biblisches Griechisch ist inzwischen schon recht groß. Nur an serifenlosen Schriften, die auch am Bildschirm gut lesbar sind und sich deshalb z. B. für Internetseiten eignen, mangelt es noch. Jetzt ist eine dazu gekommen. Sie nennt sich DejaVu. Und dieser Name ist Programm.
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Streit zwischen Linotype und Microsoft
Die Kunst, die kreativen Leistungen anderer zum eigenen »geistigen Eigentum« zu machen, beherrscht Microsoft an sich in Perfektion. Doch der Versuch, das Design der Standardschriftart für den neuen Windows-Desktop als europäisches Geschmacksmuster schützen zu lassen, ist glücklicherweise gescheitert. Da war die Ähnlichkeit zur Frutiger und deren überarbeiteten Fassung Frutiger Next dann doch zu groß. Aber möglicherweise hätte auch diese Ähnlichkeit nicht geschadet, wenn die Firma Linotype nicht aufmerksam genug gewesen wäre, Einspruch gegen dieses »Geschmacksmuster« einzulegen.
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Wie demokratisch ist die EU?
Die Auseinandersetzung um die Richtlinie zu »computer-implementierten Erfindungen« ist ein besonders lehrreiches Beispiel dafür, wie die Europäische Union funktioniert. Etwa die Sitzung des Europäischen Ministerrats am Montag, den 7. März 2005. Wieder einmal stand die definitive Abstimmung der Richtlinie auf der Tagesordnung. Inzwischen waren aber einige Regierungen auch formal von ihren nationalen Parlamenten aufegfordert worden, ihre Zustimmung zurückzuziehen und eine erneute Diskussion der Richtlinie zu fordern. Der luxemburgische Minister, der die Sitzung leitete, lehnte dies mit der Begründung ab, dass dadurch ein Präzedenzfall geschaffen würde, der zu Verzögerung in anderen Gesetzgebungsverfahren führen könnte.
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Die unreine Wahrheit
Nach den Terroranschlägen auf das World Trade Center und den Pentagon von Dienstag, dem 11. September 2001, fragten viele Kommentatoren, was für ein Hass die Attentäter bewegt haben muss, um Verbrechen von solch einem (bis dahin unvorstellbaren) Ausmaß zu begehen. Aber ich denke, diese Frage vermittelt einen falschen Eindruck: als ob die Attentäter aus einem Gefühl heraus gehandelt hätten oder gar im Affekt. Denn nach allem, was wir über diese Verbrechen wissen, haben sie mit Gefühlen nur wenig zu tun.
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