Der Deutschlandfunk zu Microsofts »Open XML«

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Unter dem Titel Punktsieg für die Lobbyisten unterhalten sich die Journalisten Manfred Kloiber und Peter Welchering über die ISO-Standardisierung von Microsofts Dateiformat »Office Open XML«.

Interessant ist die folgende Einschätzung:

Aus der internationalen Standardisierungsorganisation ISO ist dabei zu hören, dass ODF sich als Dokumentenformat bei zahlreichen Office-Anwendungen nicht durchsetzen konnte, etwa bei Office 2007. Und da gab es dann die Überlegung: Wenn der Marktführer in Sachen Office-Anwendungen, Microsoft also, einen Konkurrenzstandard zum ODF als ISO-genormten Standard durchsetzt, werden sich alle an diesen Standard halten, inklusive – und das ist der springende Punkt dabei – Microsoft.

Das heißt etwas zugespitzt: Weil sich Microsoft als Marktführer geweigert hat, ODF in einer brauchbaren Weise in seinem Produkt zu unterstützen (der ODF Translator scheint ja eher ein Witz zu sein), und sich das aufgrund seiner Marktmacht auch leisten kann, gestattet die ISO ihm, einen eigenen Standard zu formulieren – in der Hoffnung, dass dieser sich dann aufgrund von Microsofts Marktmacht durchsetzen wird.

Den Kommentaren zufolge, die während des ISO-Standardisierungsprozesses eingereicht wurden, ist das von Microsoft eingereichte Format weder plattform- noch anwendungsunabhängig, so sehr auf Microsoft zugeschnitten, dass es von anderen Anbietern kaum vollständig implementiert werden kann.

Im Interesse eines fairen Wettbewerbs, dessen Regeln nicht durch einen Quasi-Monopolisten definiert werden, der bereits mehrmals wegen Missbrauchs einer Monopolstellung verurteilt worden ist, wäre es besser es gebe einen einheitlichen, plattform- und anwendungsunabhängigen Standard, der nicht auf einen Hersteller alleine und schon gar nicht auf den Quasi-Monopolisten zugeschnitten ist.

Statt dessen bietet die ISO Microsoft nun die Möglichkeit einen eigenen, perfekt auf die Microsoft-Produktfamilie zugeschnittenen »Standard« durchzusetzen.

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Kategorien Unternehmen, Offene Standards