Christenverfolgung im Irak

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Ich bin heute aus Paris zurückgekommen und habe auf dem Rückflug wie gewohnt Le monde gelesen. Es mag ja ein Vorurteil sein, aber ich kann mich nicht erinnern, jemals eine Ausgabe dieser Zeitung gelesen zu haben, in dem nicht mindestens ein interessanter Artikel stand, den man in einer deutschen Tageszeitung kaum finden würde.

Diesmal war es ein Artikel von Henri Tincq über die Situation der Christen im Irak. Der Artikel endet mit der Befürchtung, dass die zwei Jahrtausende alte christliche Tradition im Irak demnächst genauso Vergangenheit sein dürfte wie die christliche Tradition im Süden der Türkei. Das dürfte ein bleibendes Ergebnis der Irakpolitik des »wiedergeborenen Christen« George W. Bush sein. Daran sieht man: Die wahren Antichristen geben sich gerne als Christen aus. Dummerweise sind viele christliche Wähler in den USA trotzdem darauf hereingefallen.

In Deutschland hat zwar Giuliana Sgrena schon vor vier Jahren in der Wochenzeitung Die Zeit über Gottes verfolgte Kinder geschrieben, ansonsten wird dieses Thema aber eher verdrängt.

Anlass des Artikels in Le monde war eine Pressekonferenz des französischen Pax Christi, der ein Netzwerk »Für die Pluralität der Kulturen und Religionen« ins Leben gerufen hat. Ein »Aufruf gegen die Verfolgung religiöser Minderheiten im Nahen Osten« hat inzwischen eine ziemlich illustre Schar recht unterschiedlicher französischer Promis unterzeichnet: Jacques Delors, Julia Kristeva, Michel Rocard …

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