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In englischsprachigen Ländern ist es noch geläufiger, dass Weihnachten 12 Tage hat. Gewöhnlich verschenkt man dort am zwölften Tag 12 trommelnde Drummer.

Vielleicht reicht aber auch ein Drummer und Miles Davis an der Trompete – wie 1987, als Miles Davis im Vorgriff auf den Film Scrooged (der ein Jahr später erschien) in David Lettermans Late-Night-Show das bekannte Weihnachtslied We Three Kings darbot, das passende Lied für den Vorabend zum Dreikönigsfest:

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Kategorien Jazz

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Jürgen Kuri weist in seiner Wochenschau Was war. Was wird. auf einen Blogbeitrag von Linus Neumann hin, in dem dieser die Behauptung Julian Nida-Rümelins auseinandernimmt, dass Länder wie Taiwan oder Japan deshalb erfolgreicher im Kampf gegen Corona seien, weil sie weniger Wert auf Datenschutz legen.

Zweite unsinnige Behauptung: In Südkorea, Taiwan und Japan gäbe es „ortsbasiertes Contact Tracking“ [sic!] und dieses sei für den Erfolg verantwortlich. „Den Datenschutz“ macht Nida-Rümelin dafür verantwortlich, dass Deutschland keine nachhaltige Strategie im Umgang mit der Pandemie habe.
In dieser Behauptung stecken so viele Fehlannahmen, dass es schwer ist, sie alle einzeln zu widerlegen. Beginnen wir daher mit einfach zu widerlegenden Fakten.
Tatsache ist: Taiwan nutzt gar keine Contact Tracing App, Japan nutzt die gleiche Corona-App wie Deutschland und auch Südkorea kann nicht als Beispiel herhalten.

Julian Nida-Rümelins Auftritt bei Anne Will ist ein schönes Beispiel für den Dunning-Kruger-Effekt. Nida-Rümelin scheint keine Ahnung zu haben, mit welchen Maßnahmen Südkorea, Taiwan und Japan gegen die Corona-Epidemie vorgehen, vertritt sein Vorurteil darüber aber mit solcher Überzeugung, dass ihm niemand widerspricht. Zum Dunning-Kruger-Effekt wird dies, weil Nida-Rümelin sich anscheinend selbst nicht bewusst ist, dass seine Vorstellung über Contact-Tracing in asiatischen Ländern Unsinn ist.

Das Ganze funktioniert nur, weil Sender wie die ARD sich nicht die Mühe machen, Behauptungen ihrer Talk-Show-Gästen einem Faktencheck zu unterziehen. Deshalb setzen sich in solchen Talkrunden diejenigen durch, die ihr Halbwissen mit der größten Überzeugung vertreten, nicht diejenigen, die sich tatsächlich auskennen und deshalb sehr viel vorsichtiger argumentieren.

Ich gebe zu, dass auch ich diese Behauptungen zunächst nicht infrage gestellt habe, weil ich davon ausgegangen bin, dass die Redaktion der Sendung „Anne Will“ ihre Gäste zumindest einem groben Fact– und Sanity-Check unterzöge.

Nida-Rümelin hatte ich schon vorher als jemanden in Erinnerung, der ohne Kenntnisse der Materie mit großer Überzeugungskraft Behauptungen aufstellt, die einer näheren Überprüfung nicht standhalten. Wenn das nicht nur ein subjektiver Eindruck ist, dann ist es erschreckend zu sehen, wie weit er damit gekommen ist.

Linus Neumann verweist auch auf ein ausführliches Interview mit Katharin Tai, die aus erster Hand über die Coronamaßnahmen in Taiwan berichtet. Das Interview dauert zwar anderthalb Stunden, lohnt aber das Zuhören, weil es deutlich macht, wie die asiatischen Länder agieren, worin sie sich untereinander unterscheiden und warum die europäischen Länder im Kampf gegen die Epidemie gescheitert sind.

Das Fazit des Interviews:

1. Mit Disziplin in Fragen der Hygiene, frühen Schließungen und strenger Quarantäne für Einreisende scheint es Taiwan gelungen zu sein, seine Zahlen im kontrollierbaren Bereich zu halten.
2. Nur wenn es wenige Ausbrüche gibt, kann Contact Tracing durchgeführt werden.
3. Deutschland hat diesen Punkt schon lang überschritten.
4. In Fragen des Datenschutzes gib es keine nennenswerten Unterschiede.
5. Quarantäne wird in Taiwan streng überwacht. Um das auch in Deutschland zu fordern, müsste man nachweisen, dass das Brechen von Quarantäne nennenswert für das Infektionsgeschehen verantwortlich wäre. Bei über 30.000 Fällen pro Tag ist das unwahrscheinlich.
6. Nicht durch Datenschutz, sondern durch inkonsequente, halbherzige und deshalb auch viel zu lange Maßnahmen hat es Deutschland versemmelt.

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Kategorien Politik

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Am 24. Oktober 1970 wurde Salvador Allende mit den Stimmen der Unidad Popular und der Christdemokraten zum chilenischen Präsidenten gewählt. Am 3. November trat er sein Amt an. Der Amtsantritt jährt sich also zum 50. Mal. Die Berichterstattung darüber hat jetzt schon begonnen.

Bereits im April sendete der Deutschlandfunk ein zweiteiliges Feature über das Projekt Cybersyn, dem Versuch der chilenischen Regierung, die verstaatlichten Betriebe mit Hilfe von Fernschreibern über einen zentralen Computer in Echtzeit zu steuern.

  • Mit Technik aus den 1960er Jahren und den begrenzten Mitteln, die der chilenischen Regierung zur Verfügung standen, versucht das Cybersyn-Projekt etwas zu erreichen, was erst in den letzten Jahren im großen Maße realisiert wird: die algorithmische Steuerung von Lieferketten. Heute machen dies jedoch weltweit agierende Konzerne mit weitaus größeren finanziellen und technischen Möglichkeiten.
  • Das Cybersyn-Projekt ist ein gutes Beispiel für den Versuch, Computertechnik für einen emanzipatorischen Zweck einzusetzen.
  • Es ist ein Modell für den intelligenten Einsatz von Künstlicher Intelligenz: Das Computerprogramm sollte die Komplexität der Informationen in einer Weise reduzieren, dass es die Probleme identifiziert, die eine menschliche Entscheidung erfordern, sowie die dazu notwendigen Informationen aufbereitet und im Hintergrund alles andere selbstständig abwickelt. Die Aufbereitung der Informationen wurde allerdings noch weitgehend analog durch Menschen erledigt, weil die zur Verfügung stehende Hardware für eine grafische Benutzeroberfläche zu schwach war.

Der Kontrollraum war in einer Form aufgebaut, die auf deliberative Entscheidungsprozesse zielte. Mehrere Sessel mit Schaltelementen, die zueinander zugewandt im Kreis angeordnet waren. In einer Seitenlehne waren die Schaltflächen eingebaut, in der anderen ein Aschenbecher und ein Getränkehalter. An den Wänden gab es Bildschirme, die allerdings noch analog per Diaprojektor mit Informationen befüllt wurden.

Die beiden Leiter des Projekts waren:

  • Stafford Beer (1926–2002) war ein britischer Experte für Unternehmensplanung, der die Theorien der Biokybernetik für das Management von Unternehmen nutzen wollte, vgl. den Nachruf im Guardian.
  • Fernando Flores (* 1943) war ein junger Ingenieur, als ihm die technische Leitung des Projekts übertragen wurden. Aufgrund der Erfolge des Projektes ernannte ihn Salvador Allende 1973 zum Finanzminister. Nach dem Putsch verbrachte er drei Jahre in Gefangenschaft, konnte dann aber aufgrund des internationalen Drucks durch Amnesty International mit seiner Familie nach Kalifornien emigrieren und arbeitete dort an der Stanford University.

Literatur

Medina, Eden (2014): Cybernetic revolutionaries: technology and politics in Allende’s Chile. Cambridge, Mass.: MIT Press.
ISBN 978-0-262-52596-1

Winograd, Terry; Flores, Fernando (1986): Understanding computers and cognition: a new foundation for design. Norwood: Ablex.
ISBN 0-89391-050-3

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Kategorien Digitalisierung, Politik

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Vor einigen Jahren habe ich das Spiritual Go Down Moses für meine Nichten und Neffen ins Deutsche übersetzt. Inzwischen können diese besser Englisch als ich. Aber vielleicht gibt es ja andere, die das Lied gerne auf Deutsch singen. Gerade zu Ostern passt es sehr gut, feiern wir doch nicht nur die Auferstehung Jesu, sondern auch den Auszug aus Ägypten.

1. Als Israel in Ägypten war – Lass uns endlich frei!
Da plagten sie sich das ganze Jahr – Lass uns endlich frei!

Geh schon, Mose! Geh zu Ägyptens Pharao!
Sag ihm: ,,Komm schon, lass uns endlich frei!“

2. Sie sagten sich: „Hier hält’s keiner aus!
Wenn Gott uns hilft, kommen wir hier raus.“

3. Schluss jetzt mit der Sklaverei!
Denn alle Menschen werden frei!

4. Und als sie kamen ans Rote Meer,
schützt das Wasser sie vor Ägyptens Heer.

5. Und Miriam tanzt und singt ein Lied.
Und alle, alle singen mit.

6. Durch Hitze, Sturm und Wüstensand
ziehen sie am Ende ins Gelobte Land.

7. Jetzt stell dir vor: Du bist dabei
und ziehst mit Mose aus der Sklaverei.

Notenblatt: geh-schon-mose.pdf

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Kategorien Musik, Theologie

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Die britische Schauspielerin Honor Blackman ist tot. »Sie sei im Alter von 94 Jahren friedlich in ihrem Zuhause im Südosten Englands gestorben, teilte ihre Familie mit.« Für mich wird sie immer in ihrer Rolle als Cathy Gale in der Fernsehserie Mit Schirm, Charme und Melone in Erinnerung bleiben.

Einem breiteren Publikum ist sie vor allem als »Pussy Galore« in Goldfinger in Erinnerung. Weit wichtiger aber war ihre Rolle als Cathy Gale in der Fernsehserie The Avengers. In Deutschland wurde die Reihe in den 1960er Jahren unter dem Titel »Mit Schirm, Charme und Melone« erst ab der 4. Staffel mit Diana Rigg als Emma Peel gezeigt. In England aber hat Honor Blackman als Cathy Gale ihr den Weg bereitet und das Frauenbild in Fernsehen und Actionfilmen revolutioniert.

Das Internet-Archiv bietet einige Folgen der Serie zum Download, darunter auch die bizarr unheimliche Folge Don’t Look Behind You:

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Kategorien Film